Der Gewerbehof liegt zentral und gut erschlossen zwischen Alexanderplatz und Kollwitzplatz an der Saarbrücker bzw. Straßburger Straße. Ohne genossenschaftliches Eigentum und genossenschaftliche Mitbestimmung würde er in seiner heutigen Form in dieser Lage nicht mehr existieren.
Haus A prägt durch die Ecklage neben dem Haupteingang und die typische Giebelform die Identität des Gewerbehofs.
Für den Brauereibetrieb wurde es als „oberirdischer Lagerkeller“ ohne Fenster und mit mehrschaligen Wänden und Decken errichtet. Das Dach aus drei Wellblech-Tonnengewölben bildet die darunter liegenden Kellergewölbe ab. Die Architektur und Lage dieses Industriegebäudes ist in Berlin ohne Beispiel und demonstriert das Selbstbewusstsein des damaligen Brauereibetriebes als Stadt in der Stadt. Das Gebäude wurde in den 1920er Jahren zum Parkhaus umgebaut. Mit dem Umbau im Jahr 2013 und 2014 hat das auf einer Grundfläche von 30 x 40 m errichtete Gebäude einen großen zentralen Lichthof „Patio“ erhalten, der keinen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes nimmt, jedoch im Inneren eine vielfältige Nutzung ermöglicht. Der noch 1944 zum Schutz der Rüstungsproduktion in den ehemaligen. Brauereikellern eingebrachte 1,5 m starke Bunkerbeton im Erdgeschoss wurde in einer wochenlangen Fräsaktion abgebrochen. Zwei Betondecken wurden neu eingebracht. Alle Ebenen werden durch zwei neue Treppenhäuser und einen Aufzug barrierefrei erschlossen.
Die historische Wellblechkonstruktion des Daches blieb erhalten und ist in die neue Dachkonstruktion aus gebogenen Stahlträgern integriert.
Haus B wurde in fünf Bauabschnitten zwischen 1885 und 1906 entlang der Straßburger Straße errichtet. Es beherbergte Wagenremisen, ein Kesselhaus, die Eismaschine, das Wassserreservoir und Pumpenanlagen. Seit 1904 wurde es als Mälzerei genutzt. Bei den Bauarbeiten wurde im Gebäude einer von vier ca. 60 m tiefen Brunnen der alten Brauerei wiederentdeckt.
Das Gebäude wird über das neue Treppenhaus und den Personenaufzug im ehemaligen Wasserturm barrierefrei erschlossen. Der Wasserturm wurde zu diesem Zweck entkernt und aufgestockt. Die alte gusseiserne Wendeltreppe des Wasserturms wurde aufwändig restauriert und soll in Zukunft als „Geschichtstreppe“ mit einem Zeitstrahl die Entwicklung des Ortes darstellen.
Die Fassade des Erdgeschosses zum Hof wurde großflächig geöffnet. Die neuen Stahl-/Glas-Elemente verbessern die Belichtung der Gewerberäume und geben den Blick auf die vielfältigen Aktivitäten frei. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut und in Anlehnung an die früheren Kühlaufbauten mit einem „Belvedere“ versehen.
Die ursprünglich für eine sehr kleinteilige Nutzung durch Künstler und Existenzgründer umgebauten Etagen beherbergen heute mittelgroße Firmen, die sich stetig erweitert haben.
Das 5-geschossige Haus C wurde 1885 und 1895 in zwei Abschnitten auf den Gewölbekellern errichtet. Das hohe Erdgeschoss beherbergte die großen Trommeln der pneumatischen Mälzerei. In die drei ehemaligen Darren wurden nach Ende der Brauereinutzung Fenster und massive Stahlbetondecken eingebaut. Im Atelierraum im 2. OG ist die Kuppel der alten Darre noch erhalten. Die Ziegelfassaden, die preußischen Kappendecken und die Treppenhäuser zeigen den authentischen Industriecharakter.
Durch den Einbau eines neuen Lastenaufzugs, die Verbesserung der Anlieferung, den neuen Personenaufzug, die Erneuerung der Fenster und der Haustechnik wurde das Gebäude heutigen Standards angepasst. Die Modernisierung beschränkte sich auf Teilmaßnahmen, der Innenausbau erfolgte in Eigenleistung der Firmen, dadurch wird ein besonders günstiges Mietniveau erreicht.
Die für den Gewerbehof typische Nutzungsmischung aus Handwerk, Produktion, Kunst und Kultur wurde erhalten und weiter entwickelt. Die Qualität und Nutzbarkeit der Räume wurde erheblich verbessert.
Haus D ist ein lang gestrecktes 2-geschossiges Gebäude mit zwei Treppenhäusern, einem Aufzug und einem separaten Zugang zum 1. Obergeschoss. In der Brauereizeit war der Hof zwischen Haus C und D das Flaschenlager und mit einer Stahl-/Glas-Konstruktion überdacht. Das Erdgeschoss wurde zur Abfüllung von Flaschenbier und das Obergeschoss als Hopfenboden genutzt.
Anfang der 1930er Jahre wurde es zur Parkgarage umgebaut, später wieder von Handwerks- und Gewerbebetrieben genutzt.
Das Gebäude wurde komplett saniert und modernisiert. Zur Verbesserung der Nutzbarkeit wurde das vorhandene Dach abgebrochen und um ca. 1,5 m erhöht neu errichtet. Die beiden vorhandenen Treppenkerne werden für die Erschließung genutzt. An der Stelle des alten Lastenaufzuges wurde ein rollstuhlgerechter Personenaufzug eingebaut. Mit der Photovoltaik-Anlage auf der südlichen Dachfläche, der extensiven Dachbegrünung, einem niedrigen Energieverbrauch, Fassadenbegrünung und Nistplätzen für Vögel erfüllt das Gebäude in besonderem Maße die Ansprüche der Genossenschaft an Ökologie, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die Entwicklung der Stadt zu einem gesunden Lebensraum.
Als Haus E wird eine Gruppe von Gebäuden verschiedener Nutzung und Baustufen bezeichnet, die auf der angeschütteten Brauereiterrasse errichtet sind. Der Niveauunterschied zum südlich angrenzenden Grundstück wird durch eine ca. 8 m hohe Stützmauer abgefangen.
Das ehemalige Kesselhaus, heute Roadrunners Club mit dem alten Schornstein ist das herausragende Gebäude der Gruppe. Der weithin sichtbare Schornstein ist Identifikationsmerkmal des Gewerbehofs und einer der schönsten Schornsteine Berlins. Der Schornstein wurde 2016 aufwändig restauriert.
Die übrigen Gebäude beherbergten zur Brauereizeit die Böttcherei, den Hofmeister und einen Reserveeiskeller. Im Hofmeisterhaus befindet sich seit 2018 die Geschäftsstelle der Genossenschaft. Zwischen dem Hofmeisterhaus und dem Neubau wurde ein neues Gebäude für die Kulturkantine errichtet. Hier ist der Treffpunkt und Kommunikationsort für Genossenschaftsmitglieder, Mitarbeiter der Firmen, das Umfeld, ein täglicher Mittagstisch und ein Ort für Versammlungen und zum Feiern entstanden. Die Dachterrasse ist für „Urban Gardening“ und als Treffpunkt für Genossenschaftsmitglieder ausgebaut.
Der Neubau wurde auf der unbebauten südöstlichen Ecke des Grundstücks entlang der Straßburger Straße auf den denkmalgeschützten Stützmauern der alten Brauereiterrasse errichtet. Die bereits früher errichtete Zufahrt zum Keller (Tiefgarage / Anlieferung) ist integriert. Das Gebäude orientiert sich in Höhe und Tiefe an den durch Haus B vorgegebenen Baufluchtlinien. Mit dem Neubau erhält das Gelände einen Abschluss und ein Gesicht zur Straßburger Straße. Die moderne Ziegelfassade mit großen Fenstern aus Eichenholz fügt sich in die Materialität und den Industriecharakter der vorhandenen Bausubstanz ein. Mit den Eingängen auf Straßen- und Hofebene sowie dem offen gestalteten Erdgeschoss integriert sich das Gebäude in den Gewerbehof. Es sind attraktive und gut nutzbare Büro- und Gewerberäume entstanden. Hinter den massiven Stützwänden im Straßengeschoss entsteht ein Kino als Arbeits-, Kommunikations- und Präsentationsort für die Filmschaffenden auf dem Gewerbehof und in der Umgebung.
Der Neubau wurde von einer nach genossenschaftlichen Grundsätzen aufgebauten Kommanditgesellschaft auf der Grundlage eines Erbbaurechtsvertrages mit der Genossenschaft errichtet. Die Kommanditisten sind überwiegend gleichzeitig Mieter der Gewerberäume und Mitglieder der Genossenschaft und nehmen so an der Entwicklung des Gewerbehofs teil.
Die eindrucksvollen Kellergewölbe wurden umgebaut und durch eine Zufahrt von der Straßburger Straße neu erschlossen. Die Treppenhäuser und Fahrstühle der Gebäude führen bis in den Keller.
Die ehemaligen Brauereikeller, Gärhalle, Fasslager und Eiskeller werden zu etwa 2/3 als Tiefgarage und für die Anlieferung der Betriebe genutzt. Es sind über 55 Pkw- Stellplätze entstanden, so dass der Hof weitgehend von Stellplätzen frei gehalten wird.
Auch das übrige Kellergeschoss steht weiterhin für Kunst, Kultur und Filmaufnahmen zur Verfügung, wenn es sich mit dem Tiefgaragenbetrieb vereinbaren lässt.
In zwei Kellergewölben unter Haus A hat die Genossenschaft einen außergewöhnlichen neuen Kultur- und Veranstaltungsort geschaffen.
Zufahrt zum Gewerbehof
Der Hof liegt wie eine Terrasse am Hügel des Barnim. Die Keller sind teilweise in den Hügel hinein gegraben. Um das Gelände herum sind Stützmauern errichtet. Das Aushubmaterial diente zur Anfüllung der Terrasse und zur Abdeckung der Keller.
In der Zeit der Brauereinutzung waren die Hofflächen teilweise überdacht und wurden intensiv genutzt. Mit Pferden und Wagen wurden die Rohstoffe Gerste, Kohle, Eis und Materialien herangebracht und die fertigen Produkte in Fässern und Flaschen ausgeliefert.
Durch die Verlagerung der Pkw-Parkplätze in den Keller wird der Hof entlastet und dient vorwiegend als Zugang für Fußgänger, Fahrräder, zur Anlieferung und als Raum für Kommunikation und Erholung.
Der Hof wurde zum Schutz der Gewölbekeller gegen eindringendes Wasser abgedichtet und mit gebrauchtem Granitpflaster und Pflanzbeeten neu gestaltet. Eine besondere Rolle spielt – wie in der Brauerei – das Element Wasser. Das Regenwasser wird in offenen Rinnen gesammelt und in bepflanzte Becken geleitet. Das überschüssige Regenwasser fließt in die Kanalisation.
Wegen der hohen Nutzungsdichte, der Nutzungsvielfalt und des touristischen Interesses ist die Gestaltung der Hofflächen besonders wichtig für die Funktion des Gewerbehofs und die Identität der Genossenschaft.